Ist die Erde flach?
26.08.2022
/ Oliver Wittwer
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WeltbilderUnterscheidungsvermögenAnalysen
Nein, die Erde hat annähernd die Form einer leicht an den Polen zusammengedrückten Kugel. Die meisten Argumente zugunsten einer flachen Erde sind Schein-Argumente. Sie erklären, meistens mehr schlecht als recht, nur punktuell einzelne Beobachtungen. Um all die Beobachtungen, die wir Menschen täglich machen, wird in den Dokumentationen zur flachen Erde ein grosser Bogen gemacht. Sie werden schlicht ignoriert.
Wieso mache ich diese Einleitung? Weil ich gerade kürzlich zwei bis drei Konversationen zu diesem Thema geführt habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Menschen, die entweder an eine flache Erde glauben, oder sich nicht entscheiden können, was sie glauben sollen, offensichtlich nicht den Schritt gemacht haben, die Argumente, die ihnen in den Dokus vorgeführt wurden, eigenständig zu hinterfragen. Es bräuchte eigentlich nicht viel dazu, nicht mal ein höheres mathematisches Wissen, um dies zu tun. Alleine mit Stift und Papier könnte man erkennen (nicht glauben), dass es bei einer flachen Erde weder Sonnenauf- oder untergänge, Zeitzonen, Satelliten-TV, GPS-Navigation, Mond- oder Sonnenfinsternisse, noch ein sich um den Polarstern drehenden Sternenhimmel geben würde. Das ganze stellt sich mir dar, als würde jemand wählen müssen, wem er mehr vertrauen sollte: Einem Kind, welches erst gerade bis 10 zählen kann, oder einem Mathematiker. Das Kind behauptet 2+2=5, und der Mathematiker ist bereit, eine Einführung in die Grundlagen der Mathematik anzubieten, in der man lernen kann, selber nachzuvollziehen und nachzurechnen, wie die Mathematik funktioniert, und dass 2+2=4 ergibt. Und dennoch entscheiden sich nicht wenige Menschen, eher dem Kind zu vertrauen, oder sie bleiben einfach unschlüssig. Diese Beobachtung hat mich sehr nachdenklich gemacht und ich habe mich wieder mal in Gedanken zu Weltbildern vertieft.
Die Frage, ob wir uns auf einer flachen oder einer kugelförmigen Erde befinden, ist im Grunde eigentlich irrelevant für die meisten von uns. Diese Frage hat ja nicht wirklich viel mit unserem Leben und seinen Herausforderungen zu tun. In diesem Artikel geht es daher auch nicht um die wirkliche Form unserer Erde, sondern um die Weltbilder der Menschen. Diese sind nämlich meistens leider flach. So flach wie eine Tapete, auf der die ganzen gesammelten vermeintlichen Wahrheiten wie Zettel kleben. Fein säuberlich sortiert nach gut oder schlecht, schön oder hässlich, richtig oder falsch. Aufgereiht entlang den von diesen Bewertungskriterien aufgespannten Linien - was exakt dem eindimensionalen Denken und Bewerten der Menschen mit solchen Weltbildern entspricht. Sie halten die Zettelchen an der Wand für Wahrheit. Sie verteidigen diese Wahrheiten, als wären es ihre eigenen Erkenntnisse. In so einem Weltbild gibt es kein eigenständiges Denken und Erkennen. Es gibt nur ein Abrufen von Informationen, welche irgendwie mehr oder weniger willkürlich bewertet und abgelegt wurden. Man nennt das auch lexikografisches Wissen. Und das entspricht in etwa dem, was auch ein Computer macht, wenn man nach etwas sucht: Er spuckt das aus, mit was man ihn gefüttert hat.
Bei Menschen mit dieser Art Weltbild findet kaum eigenständiges Denken und Erkennen statt. Sie haben vermutlich kaum je zu einer Frage eigenständig eine Antwort gesucht und gefunden. Es gibt aber auch Menschen, die sehr wohl zu logischen Schlussfolgerungen und einem gewissen Grad an eigenständiger Denkfähigkeit in der Lage sind. Sie können innerhalb eines abgesteckten Rahmens, nämlich den Grenzen ihres Weltbildes, durchaus Schlüsse ziehen und zwischen richtig und falsch unterscheiden. Doch auch diese Weltbilder und das mit ihnen verbundene Denken sind oft genauso flach. Denn ihrem rein logischen Denken fehlt die dritte Dimension: die Dimension des Fühlens. Denn das Fühlen ist der Zugang zur Weisheit. Solange man Gefühle als ein unerwünschtes Nebenprodukt der Evolution betrachtet, bleibt man im kühlen, berechnenden logischen Denken gefangen. Eben zweidimensional. Mit all seinen kranken und zerstörerischen Auswüchsen, die wir in der Welt beobachten. Ein Mensch mit so einem Weltbild wird nie über diese flache zweidimensionale Ebene hinaus denken können, solange er an diesem Weltbild festhält. Weisheiten erschliessen sich ihm nicht in der Tiefe. Er kann sie bestenfalls als schöne Zitate anerkennen, nicht aber ihre Tiefe und Bedeutung für sein Leben erfassen.
Doch worin liegt der Grund, wieso die meisten Menschen auf die eine oder andere Art nur zweidimensional denken können? Die Antwort liegt in unserer Gesellschaft und den Kräften, die sie geformt haben. Uns Menschen wurde über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, das Fühlen und die Fähigkeit zu beobachten, sowie das eigenständige Denken und Schlussfolgern abtrainiert, und gar nicht erst beigebracht. Stattdessen wachsen wir in einer Welt auf, in der das heuristische Prinzip des Denkens über allem steht. Heuristisches Denken ist die Art der Informationsbewertung aufgrund der Mehrheitsmeinung. Wir glauben das, was die Mehrheit der Menschen oder gewisse von uns als Autoritäten anerkannte Bevölkerungsgruppen glauben, und wähnen uns dadurch in der Wahrheit. Wenn wir diese Wahrheit verlassen, werden wir von unserer "Sippe", also von der Gesellschaft schief angeschaut und schlimmstenfalls geächtet oder ausgestossen. Da wir zudem auch keine Anbindung mehr an unser wahres Selbst haben, und wir unseren Selbstwert fast ausschliesslich von der Anerkennung unserer Mitmenschen beziehen, fühlen wir uns quasi gezwungen, diese Quelle der Anerkennung auf keinen Fall abzudrehen. So bleiben wir hörige Sklaven - gehorsam und brav. Behindert in unserer Denk- und Erkenntnisfähigkeit. Und wir können nicht mehr über uns selber und unser eigenes Schicksal bestimmen.
Anleitungen und Anregungen zum eigenständigen Forschen, Denken und Erkennen habe ich bereits in vielen Artikeln aufgezeigt. Wichtig ist aus meiner Sicht noch anzumerken, dass intellektuelle Bildung keine Voraussetzung dafür ist, um eigenständig denken zu können. Oft beobachte ich sogar, dass Menschen ohne Studium besser denken können als Akademiker. Aber das ist keine Regel.
WeltbilderUnterscheidungsvermögenAnalysen

Nein, die Erde hat annähernd die Form einer leicht an den Polen zusammengedrückten Kugel. Die meisten Argumente zugunsten einer flachen Erde sind Schein-Argumente. Sie erklären, meistens mehr schlecht als recht, nur punktuell einzelne Beobachtungen. Um all die Beobachtungen, die wir Menschen täglich machen, wird in den Dokumentationen zur flachen Erde ein grosser Bogen gemacht. Sie werden schlicht ignoriert.
Wieso mache ich diese Einleitung? Weil ich gerade kürzlich zwei bis drei Konversationen zu diesem Thema geführt habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Menschen, die entweder an eine flache Erde glauben, oder sich nicht entscheiden können, was sie glauben sollen, offensichtlich nicht den Schritt gemacht haben, die Argumente, die ihnen in den Dokus vorgeführt wurden, eigenständig zu hinterfragen. Es bräuchte eigentlich nicht viel dazu, nicht mal ein höheres mathematisches Wissen, um dies zu tun. Alleine mit Stift und Papier könnte man erkennen (nicht glauben), dass es bei einer flachen Erde weder Sonnenauf- oder untergänge, Zeitzonen, Satelliten-TV, GPS-Navigation, Mond- oder Sonnenfinsternisse, noch ein sich um den Polarstern drehenden Sternenhimmel geben würde. Das ganze stellt sich mir dar, als würde jemand wählen müssen, wem er mehr vertrauen sollte: Einem Kind, welches erst gerade bis 10 zählen kann, oder einem Mathematiker. Das Kind behauptet 2+2=5, und der Mathematiker ist bereit, eine Einführung in die Grundlagen der Mathematik anzubieten, in der man lernen kann, selber nachzuvollziehen und nachzurechnen, wie die Mathematik funktioniert, und dass 2+2=4 ergibt. Und dennoch entscheiden sich nicht wenige Menschen, eher dem Kind zu vertrauen, oder sie bleiben einfach unschlüssig. Diese Beobachtung hat mich sehr nachdenklich gemacht und ich habe mich wieder mal in Gedanken zu Weltbildern vertieft.
Die Frage, ob wir uns auf einer flachen oder einer kugelförmigen Erde befinden, ist im Grunde eigentlich irrelevant für die meisten von uns. Diese Frage hat ja nicht wirklich viel mit unserem Leben und seinen Herausforderungen zu tun. In diesem Artikel geht es daher auch nicht um die wirkliche Form unserer Erde, sondern um die Weltbilder der Menschen. Diese sind nämlich meistens leider flach. So flach wie eine Tapete, auf der die ganzen gesammelten vermeintlichen Wahrheiten wie Zettel kleben. Fein säuberlich sortiert nach gut oder schlecht, schön oder hässlich, richtig oder falsch. Aufgereiht entlang den von diesen Bewertungskriterien aufgespannten Linien - was exakt dem eindimensionalen Denken und Bewerten der Menschen mit solchen Weltbildern entspricht. Sie halten die Zettelchen an der Wand für Wahrheit. Sie verteidigen diese Wahrheiten, als wären es ihre eigenen Erkenntnisse. In so einem Weltbild gibt es kein eigenständiges Denken und Erkennen. Es gibt nur ein Abrufen von Informationen, welche irgendwie mehr oder weniger willkürlich bewertet und abgelegt wurden. Man nennt das auch lexikografisches Wissen. Und das entspricht in etwa dem, was auch ein Computer macht, wenn man nach etwas sucht: Er spuckt das aus, mit was man ihn gefüttert hat.
Bei Menschen mit dieser Art Weltbild findet kaum eigenständiges Denken und Erkennen statt. Sie haben vermutlich kaum je zu einer Frage eigenständig eine Antwort gesucht und gefunden. Es gibt aber auch Menschen, die sehr wohl zu logischen Schlussfolgerungen und einem gewissen Grad an eigenständiger Denkfähigkeit in der Lage sind. Sie können innerhalb eines abgesteckten Rahmens, nämlich den Grenzen ihres Weltbildes, durchaus Schlüsse ziehen und zwischen richtig und falsch unterscheiden. Doch auch diese Weltbilder und das mit ihnen verbundene Denken sind oft genauso flach. Denn ihrem rein logischen Denken fehlt die dritte Dimension: die Dimension des Fühlens. Denn das Fühlen ist der Zugang zur Weisheit. Solange man Gefühle als ein unerwünschtes Nebenprodukt der Evolution betrachtet, bleibt man im kühlen, berechnenden logischen Denken gefangen. Eben zweidimensional. Mit all seinen kranken und zerstörerischen Auswüchsen, die wir in der Welt beobachten. Ein Mensch mit so einem Weltbild wird nie über diese flache zweidimensionale Ebene hinaus denken können, solange er an diesem Weltbild festhält. Weisheiten erschliessen sich ihm nicht in der Tiefe. Er kann sie bestenfalls als schöne Zitate anerkennen, nicht aber ihre Tiefe und Bedeutung für sein Leben erfassen.
Doch worin liegt der Grund, wieso die meisten Menschen auf die eine oder andere Art nur zweidimensional denken können? Die Antwort liegt in unserer Gesellschaft und den Kräften, die sie geformt haben. Uns Menschen wurde über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, das Fühlen und die Fähigkeit zu beobachten, sowie das eigenständige Denken und Schlussfolgern abtrainiert, und gar nicht erst beigebracht. Stattdessen wachsen wir in einer Welt auf, in der das heuristische Prinzip des Denkens über allem steht. Heuristisches Denken ist die Art der Informationsbewertung aufgrund der Mehrheitsmeinung. Wir glauben das, was die Mehrheit der Menschen oder gewisse von uns als Autoritäten anerkannte Bevölkerungsgruppen glauben, und wähnen uns dadurch in der Wahrheit. Wenn wir diese Wahrheit verlassen, werden wir von unserer "Sippe", also von der Gesellschaft schief angeschaut und schlimmstenfalls geächtet oder ausgestossen. Da wir zudem auch keine Anbindung mehr an unser wahres Selbst haben, und wir unseren Selbstwert fast ausschliesslich von der Anerkennung unserer Mitmenschen beziehen, fühlen wir uns quasi gezwungen, diese Quelle der Anerkennung auf keinen Fall abzudrehen. So bleiben wir hörige Sklaven - gehorsam und brav. Behindert in unserer Denk- und Erkenntnisfähigkeit. Und wir können nicht mehr über uns selber und unser eigenes Schicksal bestimmen.
Anleitungen und Anregungen zum eigenständigen Forschen, Denken und Erkennen habe ich bereits in vielen Artikeln aufgezeigt. Wichtig ist aus meiner Sicht noch anzumerken, dass intellektuelle Bildung keine Voraussetzung dafür ist, um eigenständig denken zu können. Oft beobachte ich sogar, dass Menschen ohne Studium besser denken können als Akademiker. Aber das ist keine Regel.
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