Spirituelles Ego - Teil 2

27.01.2024 / Oliver Wittwer / PDF

SpiritualitätUnterscheidungsvermögen

Manche Menschen haben Erleuchtungsmomente erlebt, in denen sie sich ausserhalb ihres Körpers, die totale Befreiung des Ich-Gefühls oder die bedingungslose Liebe erlebt haben. Solche Erlebnisse sind sehr wertvoll, lassen sie uns doch eindrücklich erleben, dass unsere Wahrnehmung im Tagesbewusstsein und im Körper sehr begrenzt ist.

Interessant ist, dass manche dieser Menschen dann zur Überzeugung gelangen, dass es nichts zu tun, nichts zu wollen, nichts zu kämpfen oder nichts zu heilen gibt, und nur dieser Zustand von Wert wäre.

Aus einer bestimmten Perspektive mag das seine Richtigkeit haben. Doch für einen Menschen, der dies noch nicht erlebt hat, können solche Aussagen mehr verwirrend als hilfreich sein.

Und in meiner Wahrnehmung ist diese "Schlussfolgerung" auch nicht richtig. Denn ja, sie haben meistens nichts dazu beigetragen, damit sie diesen Zustand erleben. Doch wieso kommen sie auf die Idee, dass dies bei allen Menschen ebenso ablaufen muss?

Und wieso bemerken sie den Widerspruch, respektive den Denkfehler nicht, den sie machen? Nämlich, wenn es stimmt, dass "wenn man es will, erreicht man es nicht", dann wird auch diese "Belehrung" dahin nichts nützen, dass ein anderer Menschen dadurch "erwacht".

Ich verstehe diese Zustände als eine Art Einblick, Vorschau oder Teaser auf den Zustand des Bewusstseins, wie es sein wird, nachdem man seinen Menschen (Körper, Verstand, Unterbewusstsein, innere Anteile, usw.) geklärt hat, als gesamter Mensch gereift ist und sich von den Illusionen dieser Welt getrennt hat.

Glaubt man nach einem solchen Erlebnis, man wäre bereits so weit gereift, kann es leicht passieren, dass man sich unbewusster Weise über seine Mitmenschen erhebt und beginnt, sie zu belehren.

Ich habe das ein paar mal erlebt und beobachtet. Es äusserte sich in einer unangenehmen Aufdringlichkeit, mit der diese Menschen sich an mich oder auch andere Menschen anzuhängen versuchten und nicht mehr aufhören wollten, mich/sie zu belehren.

Das ist das eine, doch wenn ich sie dann in einer wohlwollend und liebevoll gemeinten persönlichen Nachricht gebeten habe, meinen Kanal nicht als Plattform zu nutzen, sondern etwas Eigenes aufzubauen, und mich und meine Leser ihren eigenen Weg gehen zu lassen, wurden sie oft ungemein aggressiv, waren beleidigt. Manche versuchten gar, mich öffentlich bloss zu stellen.

Was ich daraus gelernt habe: Ein Erleuchtungserlebnis schützt nicht vor spirituellem Ego und man ist dadurch nicht automatisch gegen die Fallstricke dieser Welt gewappnet. Im Gegenteil kann es dieses "Ego" gar fördern oder begünstigen. Denn mittlerweile weiss ich, dass wir als Mensch zuerst alle unsere Anteile läutern, reinigen, heilen und immer wieder prüfen müssen, um als Gefäss zu dienen und reif dafür zu sein, diesen Bewusstseinszustand zu halten und mit ihm im göttlichen Sinne zu wirken.