Die dunkle Nacht der Seele?

24.02.2022 / Oliver Wittwer / PDF

PersönlichÄngste

Ich hatte kürzlich einen Gefühlzustand, der mich zutiefst erschütterte. Man sagt, es gibt so etwas wie "die dunkle Nacht der Seele", die Altes und Begrenzendes verbrennt, uns neu auferstehen und erblühen lässt. Ich wusste in dem Moment, dass es richtig und wichtig für mich war. Ja, es schmerzte. Aber ich spürte, dass dahinter, danach, etwas anders sein würde. Und daher liess ich mich in diese Gefühle hineinfallen. Ich gab mich ihnen ganz hin. Ob es die dunkle Nacht der Seele war? Ich weiss es nicht. Und ich denke, ich werde ähnliches wieder erleben. Aber jetzt ist vieles anders in mir. Es ist etwas geschehen. Und hat mich verändert. 

Ich fühle den Zustand, dieses Gefühl, die Leere, in der ich mich von allem und jedem verlassen fühle. Von niemandem gesehen, von niemandem geliebt. Nicht einmal von mir selber. 

Keine Sonne, nur dunkle, schwarze Nacht. Absolut einsam, wie der Bettler der Schöpfung, der nichts, rein gar nichts hat.

Das, was ich dachte, was mir vermeintlich an Liebe zuteilwurde, fühlt sich an, als wären es nur Projektionen der Anderen gewesen. Als hätten sie nur ihre eigenen Gefühle geliebt, welche ich in ihnen auslöste. Sie haben mich vielleicht bewundert, auch mal begehrt, aber nie wirklich gesehen oder geliebt.

Ich fühle mich unsichtbar, wertlos, unnütz, überflüssig... Als wäre ich nur eine Versuchung, eine Ablenkung für andere gewesen... ein Spielball in ihrem Leben.

Die dunkle Nacht der Seele? Wird es ein morgen geben?

Und ich sehe alle anderen: Sie werden von ihren Kindern geliebt und bewundert, ihre Eltern sehen und lieben sie. Freunde wertschätzen und mögen sie. Und in dunklen Stunden scheint dennoch die Sonne in ihnen und tröstet sie darüber hinweg.

Und ich wünschte, ich könnte wie sie sein. Dass die Sonne auch für mich scheinen und mich trösten würde. Der Schmerz und die Schwere legen sich bei diesem Wunsch noch mehr auf mein Herz.

Ich gebe mich meiner Einsamkeit und dem mich verlassen Fühlen hin. Es scheint mich zu verschlingen. Keine Hand Gottes, die mich auffängt. Ich möchte weg. Wenn schon von allen vergessen, dann will ich nicht mehr sein. 

Mach mich weg. Streiche mich aus dem Schöpfungsbuch.

Ich bin noch... und warte auf ein morgen, das vielleicht nie kommen wird. Und die Trostlosigkeit, nicht zu wissen, ob die Sonne je für mich scheinen wird, hüllt mich in Dunkelheit und Leere.

Der einzige kleine Hoffnungsschimmer, so schwach wie ein glimmender Docht, den ich leise wahrnehme: Ist es vielleicht ein Schritt in einem Prozess? 

Die dunkle Nacht der Seele?