Der über die Steine fliegt
28.12.2023
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SpiritualitätPersönlich
Meine Brüder und Schwestern nannten mich "der über die Steine fliegt", denn ich konnte so schnell von Stein zu Stein springen, wie andere nicht einmal rennen konnten. Und das kann ich auch noch heute - in diesem Leben.
Ich war jung, stark, mutig, schnell und klug.
Als ihre Siedlungen immer näher kamen, konnte ich die Geschichten von den Stämmen des Morgens nicht mehr länger ignorieren. Es hatte uns erreicht: Das Böse - verkörpert im weissen Manne aus dem grossen Wasser.
Sie begannen unser Land zu nehmen und zu zerstören, töteten unsere kleinen Geschwister und nahmen unsere Frauen.
Es zerriss mir das Herz, und ich wusste nicht, wohin mit all meinem Schmerz. Ich lag am Boden und war zerbrochen. Da blitzte der Hass in mein Herz und versprach mir, dass ich dem Bösen durch meine Rache Einhalt gebieten könne - und in meinem Schmerz und meiner Verzweiflung reichte ich dem Hass die Hand. Das Band zum grossen Geist zerriss erneut, wie damals, als die Römer und eine Falle stellten. Doch das ist eine andere Geschichte.
So stand ich auf, nahm Pfeil, Bogen und Axt, und zog in den Kampf mit meinem treuen Bruder Pferd.
Zwei der bösen Männer konnte ich gefangen nehmen und ich entlud all meinen Hass auf sie. Mit meiner Axt trennte ich sie von ihrem Körper und schickte ihren Geist in die ewigen Jagdgründe. Doch in dem Augenblick durchschossen mich Schuld und Traurigkeit - denn ich war kein Mörder - und so nahm ich den Schmerz der beiden Körperwesen in mich auf. Und dadurch begann ich wieder mich zu hassen. Denn ich hatte die Schuld auf mich genommen und verankerte den Glaubenssatz in meinem Körper: "Ich bin schuld".
Seitdem trug ich diese Last in meinem Nacken. Über Leben und Jahrhunderte erinnerten der Druck, die Enge und die Schwere an meinem Hals mich an diesen dunklen Moment.
Und dasselbe habe ich in diesem Leben als Säugling wieder mit mir gemacht: Ich habe die Schuld am Schmerz und den Sorgen meiner Mutter auf mich genommen und mich dafür abgelehnt und gehasst.
Und so manifestierte ich auch in diesem Leben dieselbe Geschichte in neuem Gewand. Sie wollten uns unser Haus wegnehmen. Unverschuldet - in diesem Leben - kämpften wir drei Jahre lang um unsere Existenz und unser Eigentum.
Wieder lag ich am Boden - begraben von all dem Hass, der Wut und immer wieder die Selbstablehnung. In Gedanken zog ich bereits in den Kampf, sollte sich ihr Sieg abzeichnen. Wieder schüttete ich den ganzen Hass auf die Ausführenden im Amt.
Bis mein geliebter Schatz mich an mein Herz erinnerte: "Willst du das wirklich tun? Ist es das wert?".
Ich ging in mich und erinnerte mich: "Nein. Ich werde es nicht tun. Und ich will auf Gott vertrauen, dass für uns das Leben weitergehen wird".
Nach wenigen Wochen hatte sich die Geschichte in Luft aufgelöst und wir erhielten von der Versicherung eine sechsstellige Summe für die uns entstandenen Kosten.
Und nochmals erschuf ich dieselbe Geschichte, als wir unser Haus sanierten. Handwerker - planen - über 100% arbeiten - Materialien bestellen - Beton holen - Schutt entsorgen - Stress in der eigenen Firma - Pfusch auf der Baustelle - Handwerker rausgeworfen - Klageandrohung gegen uns - neuer Handwerker - gleiche Story - Pfusch - leere Versprechen und Inkompetenz hoch zwei - Rausschmiss - Klageandrohung gegen uns.
Und wieder im Strudel des Schmerzes aus Hass, Wut und Schuld lag ich da und musste die Baustelle über zwei Jahre teils selber fertigstellen.
Nun habe ich den Faden meiner Geschichte durch Raum und Zeit gesehen, den Schmerz gefühlt und angenommen. Ich habe mich entschieden, ich will dem Hass keinen Raum mehr geben. Ich habe mir verziehen und den beteiligten Wesen meine Schwäche und meine Fehler gezeigt und um Verzeihung gebeten.
Ich sehe dich - "der über die Steine fliegt" - und ich habe deinen Schmerz gefühlt, dein Herz gesehen und dich getröstet. Ich habe dich zu mir zurückgeholt. Nun musst du nicht länger in deinem Schmerz verharren.
Jetzt stehe ich hier, habe mein Weg und mein Werden angenommen und damit Frieden geschlossen - und ich füge mich den Wegen des grossen Geistes. Diese meine Geschichte hat nun keine Macht mehr über mich. Sie ist jetzt nur noch "eine Geschichte".
Ich teile sie mit dir, mein Bruder, meine Schwester, um dir den Samen der Versöhnung mit dir selber in dein Herz zu legen.
SpiritualitätPersönlich

Meine Brüder und Schwestern nannten mich "der über die Steine fliegt", denn ich konnte so schnell von Stein zu Stein springen, wie andere nicht einmal rennen konnten. Und das kann ich auch noch heute - in diesem Leben.
Ich war jung, stark, mutig, schnell und klug.
Als ihre Siedlungen immer näher kamen, konnte ich die Geschichten von den Stämmen des Morgens nicht mehr länger ignorieren. Es hatte uns erreicht: Das Böse - verkörpert im weissen Manne aus dem grossen Wasser.
Sie begannen unser Land zu nehmen und zu zerstören, töteten unsere kleinen Geschwister und nahmen unsere Frauen.
Es zerriss mir das Herz, und ich wusste nicht, wohin mit all meinem Schmerz. Ich lag am Boden und war zerbrochen. Da blitzte der Hass in mein Herz und versprach mir, dass ich dem Bösen durch meine Rache Einhalt gebieten könne - und in meinem Schmerz und meiner Verzweiflung reichte ich dem Hass die Hand. Das Band zum grossen Geist zerriss erneut, wie damals, als die Römer und eine Falle stellten. Doch das ist eine andere Geschichte.
So stand ich auf, nahm Pfeil, Bogen und Axt, und zog in den Kampf mit meinem treuen Bruder Pferd.
Zwei der bösen Männer konnte ich gefangen nehmen und ich entlud all meinen Hass auf sie. Mit meiner Axt trennte ich sie von ihrem Körper und schickte ihren Geist in die ewigen Jagdgründe. Doch in dem Augenblick durchschossen mich Schuld und Traurigkeit - denn ich war kein Mörder - und so nahm ich den Schmerz der beiden Körperwesen in mich auf. Und dadurch begann ich wieder mich zu hassen. Denn ich hatte die Schuld auf mich genommen und verankerte den Glaubenssatz in meinem Körper: "Ich bin schuld".
Seitdem trug ich diese Last in meinem Nacken. Über Leben und Jahrhunderte erinnerten der Druck, die Enge und die Schwere an meinem Hals mich an diesen dunklen Moment.
Und dasselbe habe ich in diesem Leben als Säugling wieder mit mir gemacht: Ich habe die Schuld am Schmerz und den Sorgen meiner Mutter auf mich genommen und mich dafür abgelehnt und gehasst.
Und so manifestierte ich auch in diesem Leben dieselbe Geschichte in neuem Gewand. Sie wollten uns unser Haus wegnehmen. Unverschuldet - in diesem Leben - kämpften wir drei Jahre lang um unsere Existenz und unser Eigentum.
Wieder lag ich am Boden - begraben von all dem Hass, der Wut und immer wieder die Selbstablehnung. In Gedanken zog ich bereits in den Kampf, sollte sich ihr Sieg abzeichnen. Wieder schüttete ich den ganzen Hass auf die Ausführenden im Amt.
Bis mein geliebter Schatz mich an mein Herz erinnerte: "Willst du das wirklich tun? Ist es das wert?".
Ich ging in mich und erinnerte mich: "Nein. Ich werde es nicht tun. Und ich will auf Gott vertrauen, dass für uns das Leben weitergehen wird".
Nach wenigen Wochen hatte sich die Geschichte in Luft aufgelöst und wir erhielten von der Versicherung eine sechsstellige Summe für die uns entstandenen Kosten.
Und nochmals erschuf ich dieselbe Geschichte, als wir unser Haus sanierten. Handwerker - planen - über 100% arbeiten - Materialien bestellen - Beton holen - Schutt entsorgen - Stress in der eigenen Firma - Pfusch auf der Baustelle - Handwerker rausgeworfen - Klageandrohung gegen uns - neuer Handwerker - gleiche Story - Pfusch - leere Versprechen und Inkompetenz hoch zwei - Rausschmiss - Klageandrohung gegen uns.
Und wieder im Strudel des Schmerzes aus Hass, Wut und Schuld lag ich da und musste die Baustelle über zwei Jahre teils selber fertigstellen.
Nun habe ich den Faden meiner Geschichte durch Raum und Zeit gesehen, den Schmerz gefühlt und angenommen. Ich habe mich entschieden, ich will dem Hass keinen Raum mehr geben. Ich habe mir verziehen und den beteiligten Wesen meine Schwäche und meine Fehler gezeigt und um Verzeihung gebeten.
Ich sehe dich - "der über die Steine fliegt" - und ich habe deinen Schmerz gefühlt, dein Herz gesehen und dich getröstet. Ich habe dich zu mir zurückgeholt. Nun musst du nicht länger in deinem Schmerz verharren.
Jetzt stehe ich hier, habe mein Weg und mein Werden angenommen und damit Frieden geschlossen - und ich füge mich den Wegen des grossen Geistes. Diese meine Geschichte hat nun keine Macht mehr über mich. Sie ist jetzt nur noch "eine Geschichte".
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