Der Traum der Materie

23.11.2022 / Oliver Wittwer / PDF

SpiritualitätPersönlichMotivation

Einige von uns haben sich wohl vor langer Zeit entschieden, in diese Welt der Materie hinabzusteigen, um unseren Geschwistern das Licht zu bringen und ihnen den Weg nach Hause, in die wahre geistige Heimat, zu zeigen. Sie an der Hand zu nehmen, damit sie umkehren und heimkehren können. Wir wussten, dass wir dafür ein Paket auf uns nehmen müssen, und dass diese Reise nicht leicht werden würde. 

Wir waren bereit, dieses Paket, ein Bündel aus Traumas, Trennung, Ängsten, Verwirrungen und Vergessen, anzunehmen. Ist es doch der Anker, der uns überhaupt ermöglicht, uns mit dieser Welt der Täuschung und Abgetrenntheit zu verbinden. 

Doch wir entschieden uns trotzdem dazu. Wir waren damals im Licht, geborgen und durchdrungen von der allumfassenden Liebe, und kannten bis dato die Schwere dieser Seinsebene der Materie noch nicht. Doch wir sahen, wie andere Geschwister von dieser Reise zurückkamen, mit ihren Geschwistern an der Hand. Unsere Liebe zu ihnen, unseren gefallenen Geschwistern, war grösser als die Befürchtungen vor dem Schmerz der Trennung, auf den wir uns einlassen würden. 

Wir wussten, wollen wir unseren Geschwistern den Weg zeigen, müssen wir ihn zuerst selber gehen. Selber finden, mit allen Mühen und Zweifel, die damit verbunden sind. Wir müssen aus eigener Kraft, der Kraft und Liebe unserer Seele, die Decke, die uns drückt, lüften und heben. Und damit einen Teil des Lügengewebes dieser Welt transformieren. 

Denn diese Welt ist die Welt des grossen Falles. Diese Welt ist durch den fiktiven Gedanken eines Wesens, Sadhana, dem ersten Kindgeschöpf dieser Schöpfung, das sich später Luzifer nannte, entstanden: "Gott liebt mich weniger als meine Geschwister, Gott betrügt mich. Vielleicht bin ich Gott, und er verheimlicht mir dies." Dieser Gedanke hat eine unfassbar grosse Folgeentwicklung ausgelöst, die die Entstehung dieser materiellen Welt zur Folge hatte. Diese materielle Welt ist das Auffangbecken für die von Gott und sich selbst getrennten Wesen. Sie ist die Welt der Schatten, wo innen aussen, und aussen innen ist. Fast alles ist in ihr verkehrt. Fast alles ist nur Schein. Auch wenn sie für uns unfassbar gross ist, ist sie nur eine Erbse im Vergleich zur rein geistigen Schöpfung. Die Liebe und die Wahrheit sind eingekapselt in den Materieteilchen, darauf wartend, wieder vergeistigt und erlöst zu werden. Es ist eine Traumwelt, wo die Seelen den Traum des Getrenntseins träumen, bis sie den Wunsch verspüren, wieder ganz Heimat zu fühlen und in die Wahrheit, ins Licht, nach Hause, zu kommen. 

Diese Gewebe aus Lügen und Glaubenssätzen an Fiktionen muss und kann nur durch bewusste gottverbundene Wesen transformiert werden, indem diese Wesen sich der Fiktionen und Lügen bewusst werden, sie durchschauen, durchleuchten und nicht mehr an sie glauben. Dadurch löst sich auf, was Illusion ist, und es offenbart sich, was Bestand hat. 

Es ist eine teils sehr anstrengende Reise. Oft wissen wir nicht, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Wir spüren, dass wir nicht von dieser Welt sind, doch wir vermissen die Erinnerungen, die Klarheit, die wir jedoch tief in uns verborgen manchmal doch spüren. Oft ist es ein Ringen, ein Zweifeln, ein Durchhalten. Schritt für Schritt, Erfahrung für Erfahrung, wandern wir durch diese Welt. Bewirke ich mit meinem Bemühen etwas? Werde ich den Heimweg schaffen? Habe ich mir das wirklich gewünscht und mich dazu entschieden? 

Wenn wir diesen Weg geschafft haben werden, wird uns diese Reise wie ein kurzer Traum vorkommen. Die Schmerzen werden vergangen sein. Und unser Herz wird leuchten. Ich sehe bereits Licht am Horizont in meinem Herzen. Mehrere Leben bin ich nun schon hier. Auch ich habe lange Zeit gehadert, weil ich mich getrennt fühlte - von meinen Gefühlen, von der Liebe, von der Freude. Die Verletzungen drückten mich sehr und liessen mich lange herumirren. Doch jetzt erinnere ich mich immer mehr, wer und was ich bin. Ich werde mir meiner mir innewohnenden Kraft immer mehr bewusst, und dass ich die Verantwortung tragen darf, tragen kann und tragen muss. Je mehr Verantwortung ich für mein Leben und mein Schicksal übernehme, desto leichter fühlt es sich an. Innen ist aussen, aussen ist innen. Alles ist verbunden.