Ein neuer Abschnitt in meinem Seelenplan
22.09.2022
/ Oliver Wittwer
/ PDF
Persönlich
Kürzlich hatte ich einen speziellen Traum. Einen dieser Art Träume, welche ich bisher schon ein paar mal hatte, und die mir zeigten, dass ein Abschnitt auf meiner Seelenreise zu Ende geht, und ein neuer Abschnitt beginnt. In diesen Träumen wurde ich jeweils symbolisch zur nächsten Station "gefahren". Wie bereits früher in diesen Träumen, war wieder ein Fahrzeug das Symbol, diesmal wieder ein Auto. Ich wurde in diesen Träumen jeweils in diesem Fahrzeug zu einer nächsten Station gefahren, und konnte nichts dagegen unternehmen. Das Fahrzeug rauschte oder fuhr einfach los, ohne dass ich die Kontrolle hatte, und kam kurz darauf an einem neuen Ort zum Stillstand.
Heute war ich, respektive mein Auto, auf einer Art kurvenreichen Autobahn. Es hatte wenig Verkehr, und es schneite. Ich schwebte jedoch ca. 10 Meter hinter dem Auto und war damit beschäftigt, jeweils den am weitesten entfernten sichtbaren Punkt auf dieser Strasse anzupeilen und zum nächsten "Sprung" anzusetzen. Ich drückte dort irgendwie auf die Strasse, und das Auto sprang dorthin. Das wiederholte sich ein paar Mal. Es war wie in einem Computerspiel, in dem man den Turbobooster aktiviert und dann im Eiltempo vorwärts kommt. Irgendwann konnte ich das Fahrzeug für einen Moment nicht mehr sehen, es verschwand hinter einem Kreisel. Kurz darauf sah ich es, wie es mitten auf der Strasse stand. Ich war mittlerweile wieder bei ihm. Es brummte noch, und die Strasse und das Fahrzeug waren mit ca. 20 Zentimeter Schnee bedeckt und es war eisig kalt. Ich stieg ein. Auf dem Fahrersitz lag ein Staubsauger, den ich nach hinten legte. Ich sah noch, dass der Fahrersitz von einem Schaf-Fell umhüllt war. Dann wachte ich auf.
Während ich über den Traum nachdachte, kam es mir vor, als würde er mein Leben symbolisieren: Eine Turbofahrt, in der ich meinen Körper, meinen Geist und meine Seele ständig pushte. Ohne Rast, und ohne mich überhaupt im "Fahrzeug" zu befinden. Und dabei das Ziel verfolgend, möglichst schnell möglichst weit zu kommen. Ja, so fühlte sich mein bisheriges Leben an. Ab einem gewissen Zeitpunkt, als kleiner Junge, fühlte ich kaum mehr etwas. Das Leben war ab dann zeitweise wie ein Film ohne Musik und Ton. Wenn ich mal ausgelacht, gedemütigt oder zu Unrecht beschuldigt wurde, wenn Streit oder Spannungen in der Luft waren, fühlte ich kaum einen Schmerz. Ich war gefühlsmässig taub. Trotzdem war das Leben durchaus spannend, denn es gab viel zu entdecken und zu erleben. Und das tat ich und genoss es durchaus auf gewisse Weise. Und wenn ich etwas tat, dann meistens im Turbo-Modus. Als ich beispielsweise mit 12 Jahren mit Karate begann, wollte ich es unbedingt richtig gut lernen. Nach zwei eingeschobenen Zwischenprüfungen und nachdem ich zweimal einen Gurt übersprungen hatte, erlangte ich kurz vor meinem 16. Geburtstag den schwarzen Gurt. Ich war damals der jüngste Schwarzgurtträger der Schweiz, und vermutlich auch der, der ihn am schnellsten erreicht hatte. Wir wurden Schweizermeister im Team-Kata und ich Vizeschweizermeister im Einzel-Kata. Doch kurz bevor ich an der Weltmeisterschaft teilnehmen konnte, hatte ich einen Bänderriss in den Fussgelenken (beim Treppenlaufen) und der Meniskus ging in dieser Zeit ebenfalls kaputt. Karate war danach vorbei.
Kurz nach Beginn meines Studiums begann ich zu meditieren. Ich wollte die geistige Welt entdecken und kennenlernen. Kurz darauf kam ich zu Bruno Gröning. Hier hatte ich mich so stark engagiert wie wenige andere. Nach kurzer Zeit leitete ich eine Jugendgemeinschaft, dann einen engen Kreis, bald war ich Jugendleiter sowie Technikleiter Schweiz. In dieser Zeit las ich mindestens einen zwei Meter hohen Stapel an Büchern. Von Max Seltmann über Jakob Lorber bis hin zu Anita Wolf. Daneben Bücher von Yogananda, Meister aus dem fernen Osten, usw. Auch hier schlang ich diese in mich hinein, bis ich das Gefühl hatte, angekommen zu sein. Bis ich wusste, woher ich kam und wieso ich hier bin. Mein Physikstudium machte ich im Halbschlaf: Während vielen Vorlesungen schlief ich. In der Pause war ich wieder wach und las Lorber-Bücher. In den Semesterferien im Frühjahr war ich oft auf Tagungen und Chor-Wochenenden unterwegs und fasste jeweils kein einziges Mathematik- oder Physik-Skript an. Ich malte und zeichnete in dieser Zeit und wollte damals ein Künstler werden.
Ich habe hier kurz ein paar Aspekte meines Lebens skizziert, weil mir gerade klar wurde, was mein Traum von heute symbolisiert: Ich war Vollgas unterwegs, rannte aber meinem Seelengefährt hinterher. Ich fühlte mich nie wirklich geborgen, hatte wenig bis kaum Zugang zu Gefühlen und war nur selten vollkommen glücklich. Trotz aller meiner Talente und Fähigkeiten.
Vor rund drei Jahren trat ich in eine Phase meines Lebens ein, in der ich plötzlich fast sämtliche Freude am Lesen, Wissen-Aufsaugen und an sonstigen "Ablenkungen" verlor. Eine beissende und gähnende Langeweile begann. Ich hatte viel Zeit, aber kaum etwas erfüllte mich noch. Mir wurde immer deutlicher bewusst, dass ich kaum mehr imstande war, mich mit Reizen abzulenken. Früher wollte ich immer alles verstehen. Das war mein Anspruch. Auch bei den Hintergründen des Weltgeschehens wusste ich sehr viel. Spirituelle Themen verstand ich sowieso intuitiv. Doch jetzt wusste ich, dass ich nach innen gehen musste. Radikal.
Vor zwei Tagen erzählte ich meiner Frau die Erkenntnisse, wieso ich wohl so wenig fühlte, seit ich Kind war. Ich erzählte ihr von dem Bild, wie ich mich als kleines Kind nach dem Gesehenwerden sehnte, aber immer wieder den Schmerz spürte, weil ich lediglich "versorgt" wurde. Irgendwann war der Schmerz wohl zu gross und ich entschied, ihn ganz weit wegzupacken. Also hasste ich diesen Teil seitdem in mir: Der Teil, der bedürftig ist und geliebt werden will. Seitdem machte ich alles mit mir selber ab. Ich hatte einen Schutzwall in mir errichtet. Selbst die Wut packte ich seitdem weg. Ich glaubte, stark und unverletzlich sein zu müssen, hatte ich doch meine Verletzlichkeit weggesperrt und verbannt. Meine Frau erklärte mir dann ganz feinfühlig, dass ich damals nichts falsch gemacht hatte. Dass ich nicht anders konnte, um mich zu schützen. Ich konnte das in dem Moment das erste Mal annehmen und diesen Teil in mir plötzlich wahrnehmen und fühlen.
Einen Tag später fühlte ich endlich wieder tiefes Glück in mir. Ich fühlte mich geliebt und wertvoll. Am nächsten Tag erkannte ich, dass der abgelehnte Teil in mir wohl seit rund drei Jahren Sitzstreik machte und mich zwingen wollte, ihn endlich zu sehen und wahrzunehmen. Und zwei Tage später hatte ich diesen Traum. Ich habe diesem Text den Titel "Ein neuer Abschnitt in meinem Seelenplan" gegeben. Und ich hoffe und glaube, dass ich ab nun in meinem Seelengefährt endlich ganz Platz nehmen kann, mich ab jetzt in ihm geborgen fühlen darf und mich jederzeit darin auftanken kann.
Persönlich
Kürzlich hatte ich einen speziellen Traum. Einen dieser Art Träume, welche ich bisher schon ein paar mal hatte, und die mir zeigten, dass ein Abschnitt auf meiner Seelenreise zu Ende geht, und ein neuer Abschnitt beginnt. In diesen Träumen wurde ich jeweils symbolisch zur nächsten Station "gefahren". Wie bereits früher in diesen Träumen, war wieder ein Fahrzeug das Symbol, diesmal wieder ein Auto. Ich wurde in diesen Träumen jeweils in diesem Fahrzeug zu einer nächsten Station gefahren, und konnte nichts dagegen unternehmen. Das Fahrzeug rauschte oder fuhr einfach los, ohne dass ich die Kontrolle hatte, und kam kurz darauf an einem neuen Ort zum Stillstand.
Heute war ich, respektive mein Auto, auf einer Art kurvenreichen Autobahn. Es hatte wenig Verkehr, und es schneite. Ich schwebte jedoch ca. 10 Meter hinter dem Auto und war damit beschäftigt, jeweils den am weitesten entfernten sichtbaren Punkt auf dieser Strasse anzupeilen und zum nächsten "Sprung" anzusetzen. Ich drückte dort irgendwie auf die Strasse, und das Auto sprang dorthin. Das wiederholte sich ein paar Mal. Es war wie in einem Computerspiel, in dem man den Turbobooster aktiviert und dann im Eiltempo vorwärts kommt. Irgendwann konnte ich das Fahrzeug für einen Moment nicht mehr sehen, es verschwand hinter einem Kreisel. Kurz darauf sah ich es, wie es mitten auf der Strasse stand. Ich war mittlerweile wieder bei ihm. Es brummte noch, und die Strasse und das Fahrzeug waren mit ca. 20 Zentimeter Schnee bedeckt und es war eisig kalt. Ich stieg ein. Auf dem Fahrersitz lag ein Staubsauger, den ich nach hinten legte. Ich sah noch, dass der Fahrersitz von einem Schaf-Fell umhüllt war. Dann wachte ich auf.
Während ich über den Traum nachdachte, kam es mir vor, als würde er mein Leben symbolisieren: Eine Turbofahrt, in der ich meinen Körper, meinen Geist und meine Seele ständig pushte. Ohne Rast, und ohne mich überhaupt im "Fahrzeug" zu befinden. Und dabei das Ziel verfolgend, möglichst schnell möglichst weit zu kommen. Ja, so fühlte sich mein bisheriges Leben an. Ab einem gewissen Zeitpunkt, als kleiner Junge, fühlte ich kaum mehr etwas. Das Leben war ab dann zeitweise wie ein Film ohne Musik und Ton. Wenn ich mal ausgelacht, gedemütigt oder zu Unrecht beschuldigt wurde, wenn Streit oder Spannungen in der Luft waren, fühlte ich kaum einen Schmerz. Ich war gefühlsmässig taub. Trotzdem war das Leben durchaus spannend, denn es gab viel zu entdecken und zu erleben. Und das tat ich und genoss es durchaus auf gewisse Weise. Und wenn ich etwas tat, dann meistens im Turbo-Modus. Als ich beispielsweise mit 12 Jahren mit Karate begann, wollte ich es unbedingt richtig gut lernen. Nach zwei eingeschobenen Zwischenprüfungen und nachdem ich zweimal einen Gurt übersprungen hatte, erlangte ich kurz vor meinem 16. Geburtstag den schwarzen Gurt. Ich war damals der jüngste Schwarzgurtträger der Schweiz, und vermutlich auch der, der ihn am schnellsten erreicht hatte. Wir wurden Schweizermeister im Team-Kata und ich Vizeschweizermeister im Einzel-Kata. Doch kurz bevor ich an der Weltmeisterschaft teilnehmen konnte, hatte ich einen Bänderriss in den Fussgelenken (beim Treppenlaufen) und der Meniskus ging in dieser Zeit ebenfalls kaputt. Karate war danach vorbei.
Kurz nach Beginn meines Studiums begann ich zu meditieren. Ich wollte die geistige Welt entdecken und kennenlernen. Kurz darauf kam ich zu Bruno Gröning. Hier hatte ich mich so stark engagiert wie wenige andere. Nach kurzer Zeit leitete ich eine Jugendgemeinschaft, dann einen engen Kreis, bald war ich Jugendleiter sowie Technikleiter Schweiz. In dieser Zeit las ich mindestens einen zwei Meter hohen Stapel an Büchern. Von Max Seltmann über Jakob Lorber bis hin zu Anita Wolf. Daneben Bücher von Yogananda, Meister aus dem fernen Osten, usw. Auch hier schlang ich diese in mich hinein, bis ich das Gefühl hatte, angekommen zu sein. Bis ich wusste, woher ich kam und wieso ich hier bin. Mein Physikstudium machte ich im Halbschlaf: Während vielen Vorlesungen schlief ich. In der Pause war ich wieder wach und las Lorber-Bücher. In den Semesterferien im Frühjahr war ich oft auf Tagungen und Chor-Wochenenden unterwegs und fasste jeweils kein einziges Mathematik- oder Physik-Skript an. Ich malte und zeichnete in dieser Zeit und wollte damals ein Künstler werden.
Ich habe hier kurz ein paar Aspekte meines Lebens skizziert, weil mir gerade klar wurde, was mein Traum von heute symbolisiert: Ich war Vollgas unterwegs, rannte aber meinem Seelengefährt hinterher. Ich fühlte mich nie wirklich geborgen, hatte wenig bis kaum Zugang zu Gefühlen und war nur selten vollkommen glücklich. Trotz aller meiner Talente und Fähigkeiten.
Vor rund drei Jahren trat ich in eine Phase meines Lebens ein, in der ich plötzlich fast sämtliche Freude am Lesen, Wissen-Aufsaugen und an sonstigen "Ablenkungen" verlor. Eine beissende und gähnende Langeweile begann. Ich hatte viel Zeit, aber kaum etwas erfüllte mich noch. Mir wurde immer deutlicher bewusst, dass ich kaum mehr imstande war, mich mit Reizen abzulenken. Früher wollte ich immer alles verstehen. Das war mein Anspruch. Auch bei den Hintergründen des Weltgeschehens wusste ich sehr viel. Spirituelle Themen verstand ich sowieso intuitiv. Doch jetzt wusste ich, dass ich nach innen gehen musste. Radikal.
Vor zwei Tagen erzählte ich meiner Frau die Erkenntnisse, wieso ich wohl so wenig fühlte, seit ich Kind war. Ich erzählte ihr von dem Bild, wie ich mich als kleines Kind nach dem Gesehenwerden sehnte, aber immer wieder den Schmerz spürte, weil ich lediglich "versorgt" wurde. Irgendwann war der Schmerz wohl zu gross und ich entschied, ihn ganz weit wegzupacken. Also hasste ich diesen Teil seitdem in mir: Der Teil, der bedürftig ist und geliebt werden will. Seitdem machte ich alles mit mir selber ab. Ich hatte einen Schutzwall in mir errichtet. Selbst die Wut packte ich seitdem weg. Ich glaubte, stark und unverletzlich sein zu müssen, hatte ich doch meine Verletzlichkeit weggesperrt und verbannt. Meine Frau erklärte mir dann ganz feinfühlig, dass ich damals nichts falsch gemacht hatte. Dass ich nicht anders konnte, um mich zu schützen. Ich konnte das in dem Moment das erste Mal annehmen und diesen Teil in mir plötzlich wahrnehmen und fühlen.
Einen Tag später fühlte ich endlich wieder tiefes Glück in mir. Ich fühlte mich geliebt und wertvoll. Am nächsten Tag erkannte ich, dass der abgelehnte Teil in mir wohl seit rund drei Jahren Sitzstreik machte und mich zwingen wollte, ihn endlich zu sehen und wahrzunehmen. Und zwei Tage später hatte ich diesen Traum. Ich habe diesem Text den Titel "Ein neuer Abschnitt in meinem Seelenplan" gegeben. Und ich hoffe und glaube, dass ich ab nun in meinem Seelengefährt endlich ganz Platz nehmen kann, mich ab jetzt in ihm geborgen fühlen darf und mich jederzeit darin auftanken kann.
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