Warum es wichtig ist, Fakten und deren Interpretationen zu unterscheiden

06.07.2022 / Oliver Wittwer / PDF

GesellschaftWeltbilderAnalysen

Man hätte als Titel auch 'die Kartoffeln auf unseren Augen' oder 'die Scheuklappen auf unseren Augen' wählen können. Es geht um ein Thema, welches mir immer wieder auffällt, wenn ich einen Blick in die Mainstream-Medien werfe, oder mich auf alternativen Kanälen informiere. Aber auch in Gesprächen mit Menschen. Es geht um das Phänomen, dass Menschen Fakten nicht kennen, nicht sehen und nicht anerkennen wollen, und sich bei bestimmten Themen scheinbar um jeden Preis auf eine enge Weltsicht sowie Interpretation dieser Fakten einschwören. 

Jeder von uns ist mit der Herausforderung konfrontiert, jeden Tag seine Sinneseindrücke zu verarbeiten und zu interpretieren sowie sie zu bewerten. Und weil das so ist, nehmen wir in der Regel nur die Dinge wahr, die unsere Weltsicht bestätigen, und denen wir im Moment gerade Bedeutung zumessen. Unser Gehirn funktioniert so, dass es grundsätzlich nach Regeln sucht - Ausnahmen und neue Regeln sind ihm unangenehm. 

Solange sich dieses zum Kenntnisnehmen, Sortieren und Bewerten von Fakten in einem gesunden Rahmen bewegt, also dass man beim Auftauchen von Fakten, welche das bisher Geglaubte infrage stellen, in der Lage ist, diese als solche anzuerkennen und das bisher geglaubte neu zu bewerten, solange ist das normal und grundsätzlich auch kein Problem. 

Doch wenn Menschen dazu nicht mehr in der Lage sind, und aus irgendwelchen Gründen (hier müsste man tiefer schauen) ihre Weltsicht um jeden Preis bestätigt haben wollen, dann kann es zu einem religiösen oder ideologischen Eifer ausarten. Entweder von sich aus, oder wenn sie mit bestimmten Themen oder Fakten konfrontiert werden. 

Ich habe das Pferd nun quasi von hinten aufgezäumt, damit man den Kontext zu den folgenden Beispielen hat - und sich dabei selber reflektieren kann. Die Beispiele könnten das Weltbild des einen oder anderen Lesers infrage stellen. Ich möchte anmerken, dass die von mir als Fakten ausgegebenen Aussagen lediglich meinen aktuellen Glauben widerspiegeln. Mit einigen habe ich mich eingehend befasst und sie mir selber "bewiesen", andere habe ich aufgrund von Präferenzen und meines bisherigen Weltbildes einfach als glaubwürdig erachtet und daher geglaubt. Sollten sich mir daher glaubwürdigere oder widersprechende Fakten aufdrängen, werde ich es neu überdenken. Meinungskriege will ich hier nicht anzetteln, und ich will auch niemanden aus seinem Weltbild reissen, wenn er es nicht selber verändern möchte. 

Fangen wir bei den TV-, Zeitungs- und Zeitschriften-Gebildeten an. Also denjenigen, die ihr Weltbild ausschliesslich durch den Einfluss dieser Medien geformt haben. Hier gibt es Vertreter, die tatsächlich der Ansicht sind, dass es keine oder kaum Verschwörungen bei Vertretern von Staat und Kapital gibt. Dass sie grundsätzlich bemüht sind, uns zu dienen und um unser Wohl bemüht sind. Und wenn etwas schiefläuft, dann war es Versagen, schliesslich sind es ja auch nur Menschen. Die Möglichkeit, dass mächtige Menschen im besten Fall aus Eigennutz handeln und im schlimmsten Fall böse Absichten hegen, wird kategorisch verdrängt. Die Energie zur Verteidigung dieser Ansicht entstammt dem kindlichen Bedürfnis, dass für einen gesorgt wird und man es gut mit einem meint. Es würde reichen, gezielt ausgewählte Zitate von ehemals mächtigen und einflussreichen Menschen zu lesen, diese entsprechend in ihrer Bedeutungsschwere zu akzeptieren, um eines Besseren belehrt zu werden. An dieser Stelle empfehle ich den Text "Untertanen, Obertanen und Hintertanen" von Armin Risi. 

Gehen wir nun zu denen, die man tatsächlich als Verschwörungstheoretiker bezeichnen könnte. Zugegeben, mit meinen in wesentlichen Punkten dem allgemein akzeptierten Glaubens- und Wissensspektrum widersprechenden Ansichten könnte man auch mich als solchen bezeichnen. Insbesondere, nachdem dieser Begriff in den letzten zwei Jahren inflationär missbraucht wurde.

Auch wenn es evident ist, dass manche Livestreams, welche angeblich aus der ISS stammen sollen, auf der Erde gefilmt wurden, wenn mindestens ein Livestream von Musks (SpaceX) Marketing-Satellitenstart auf der Erde vorproduziert wurde (wie könnte sich sonst eine Maus auf den Triebwerksdüsen bewegen...), und wenn die Bilder der Mondlandung möglicherweise tatsächlich im Studio produziert wurden (wozu es interessante Informationen gibt), ist das kein "Beweis", dass es keine Raumfahrt gibt. Es gibt Menschen, die gehen so weit, dass sie dies glauben, oder gar, dass es keine künstlichen Satelliten gäbe, oder die Erde eine Scheibe sei.

Es mag tatsächlich einige Phänomene geben, die mit dem aktuellen physikalischen Wissen nicht so einfach erklärbar sind. Oder es fehlt ihnen einfach das Wissen, um die Phänomene zu erklären, und sie müssten einfach mal einen Physiker fragen, mit einem Fotografen reden, usw. Doch hier möchte ich nur anmerken, dass eine Theorie sich durchaus mit den realen Phänomenen messen lassen können sollte. Ich frage mich hier einfach: Haben diese Menschen, die dies glauben, noch nie in den Himmel geschaut und die Satelliten kurz nach Sonnenuntergang beobachtet? Und wie sie nach einigen dutzend Minuten erneut auftauchen? Haben diese Menschen noch nie Satelliten-TV genutzt und über das Prinzip eines parabolischen Spiegels nachgedacht? Denn dass die TV-Signale definitiv von "da oben" kommen, müsste man zumindest anerkennen. Und dann müsste man sich zwingender Weise fragen, wie sie dahin gelangen. Oder wieso habe ich die Musk-Satelliten-Kette am Himmel mit eigenen Augen gesehen? Was war das und wie ist es dahin gekommen? 

Das Ignorieren ganzer Faktenberge geschieht aber nicht nur in diesen beiden Kreisen. Auch in der Wissenschaft ist dies leider gang und gäbe. Es gibt Forschungen, Lehrstühle, Vorlesungen, Bücher, die sich mit Theorien beschäftigen, die immer noch als "das Erklärungsmodell" gelten, ich aber mittlerweile der Überzeugung bin, dass sie grundfalsch sind. Sie werden sich irgendwann vermutlich als die grössten und peinlichsten Irrtümer und Zeitverschwendungen in der Geschichte der Wissenschaft herausstellen. 

Ein paar Beispiele, wobei ich auf das Erwähnen der wesentlichen zwingenden Fakten mehrheitlich verzichte: Die darwinsche Evolutionstheorie hat wortwörtlich so grosse Lücken, dass sie von alleine auseinanderbricht. Dass Erdöl ausschliesslich fossil sein soll, war und ist eine rein wirtschaftlich motivierte Entscheidung. Es gibt nicht nur die biotische Theorie der Erdölentstehung, sondern ganze Wissenschaftsgemeinden, welche die abiotische Entstehung befürworten und erforschen. Erdöl wird ihrer Ansicht nach vermutlich vielmehr unter der Erdkruste laufend gebildet. Stichworte: Erdölfelder sollen sich in grosser Tiefe von alleine auffüllen. Ein See auf dem Saturn-Mond Titan, 200 mal so gross wie der Bodensee, soll mehrheitlich aus Methan bestehen, dem Hauptbestandteil von Erdgas.

Der Glaube, dass Sterne durch Kernfusion zum Glühen gebrachte Gasgebilde sind, und die Mond- und anderen Krater durch Einschläge entstanden sein sollen, ist für mich persönlich nach dem Schauen des Films "Plasmaversum - Der Film" regelrecht zerfetzt worden. Die Evidenz und Theorien, die dort gezeigt werden, sprechen für sich und müssten eigentlich jeden Astrophysiker oder Astronomen sofort überzeugen ... wenn da nicht die Scheuklappen wären. 

Man sollte also nicht alles glauben, was man liest. Und man sollte auch nicht alles glauben, was man denkt. Besser man lässt das Gelesene erstmal als Hypothese stehen, oder prüft gar kurz die Glaubwürdigkeit, und trennt die Fakten von den Interpretationen. Denn alleine beispielsweise im technischen Bereich, in dem ich doch einiges an Hintergrundwissen besitzen, werden zu oft "Fakten" miteinander verwoben und Erzählungen gestrickt, die kaum etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben. Wenn ich diese Erkenntnis auf andere Themengebiete extrapoliere, in denen ich weniger Hintergrundwissen besitze, dann muss ich davon ausgehen, dass auch dort vermutlich nur ein Bruchteil davon wirklich wahr sein wird. Und daher habe ich den Anspruch eines perfekten fehlerlosen Weltbildes schon lange losgelassen. Ich weiss relativ viel, und doch basiert auch mein Wissen letztendlich nur auf Glauben und einem Weltbild. Und daher bin ich neuen Informationen gegenüber offen wie ein Kind, und gleichzeitig kritisch wie ein Weiser. Und daher vermittle ich in meinen Texten einfach (oft neue) Perspektiven, aus denen man eine Sache betrachten kann. Die Erkenntnisse daraus sind Sache desjenigen, der sie schöpft. 

Und ja, auch ich bin vor diesen Scheuklappen nicht gefeit. Gerade kürzlich hatte ich mich aufgeregt, wie die Schweiz "heimlich" bei der Agenda 2030 mitmachen könne und uns alle verraten würde... Zum Glück schaute ich kurz im Internet nach, ob dies nun wirklich der Fall ist. Es stellte sich heraus, dass dies offiziell auf der Schweizer Regierungsseite admin.ch sehr ausführlich erläutert wird, dass die Agenda 2030 eine Initiative der UNO ist. Und, ehrlich gesagt, gibt es an den ersten rund 50 von mir gelesenen Zielen nichts auszusetzen. Da kann ich, zumindest was diese Ziele betrifft, voll dahinter stehen. Vorschnell hatte ich "Se greit Risät" von WEF-Gründer Klaus Schwab mit der Agenda 2030 gleichgesetzt. Aber getreu nach dem Motto "wenn die Erde keine Scheibe ist, dann ist sie vielleicht gerümmt, aber trotzdem nicht rund": Vorsicht vor dem Great Reset, denn würde uns unsere letzten Freiheiten komplett nehmen.